Ist die Lineargeschwindigkeit oder mein Detektorsplit korrekt?
Mit welchen Säulendimensionen setze ich mein GC-System auf?
In dieser Rubrik möchte ich kurz auf einige Aspekte der Gaschromatographie eingehen und das von mir entwickelte Berechnungstool BoGaChrom vorstellen.
Im Laufe der Jahre stellte sich mir grundlegend die Frage wie man z.B. den Säulenfluß und die Lineargeschwindigkeit für einfache gaschromatographische Systeme (GC) mit normalen Kapillarsäulen (auch „Open-tubular-column“ genannt) berechnet.
Begleitet von weiteren Beobachtungen im beruflichen Alltag mit einfachen und komplexeren Systemen, wie scheinbare Lecktendenz an Serien- bzw. backflush-Systemen, entstand im Laufe der Zeit ein Tool das weitere Fragen beantworten (besser gesagt berechnen) sollte wie es sonst nicht von div. Softwaren oder allg. zugänglicher Literatur beantwortet wird.
Grundlegend habe ich mich mit folgenden Fragen und Beobachtungen auf physikalischem und mathematischem Sektor befasst:
- Wie verhält sich der Gradient der Lineargeschwindigkeit
entlang der GC-Säule?
- Wie stark weicht die mittlere Lineargeschwindigkeit
entlang der Säule von der auf halber Säulenlänge ab? (optimieren
der Trägergasdrücke, Plausibilität der Todzeitmessung)
- Wie berechnet man notwendige Kopfdrücke für anvisierte
Säulenflüsse und Lineargeschwindigkeiten z.B. bei Verwendung von
Serienschaltungen, Detektorsplitting (Parallelschaltung) und Kombinationen von min.
2 GC’s bei gleichzeitiger Verwendung von Detektoren in beiden
Dimensionen und versch. Temperaturzonen?
- Wie berechnet man das zu erwartende Splitverhältnis von
auf der Säule injizierten Probe wenn die analytische Säule auf 2
Detektoren gesplittet oder gar auf [1x]-[2x] Detektoren
unter Verwendung von 2 unterschiedlich beheizten GC-Dimensionen
gesplittet wird?
(z.B. Serial-Parallel-Splitting oder
[Serial-Parallel]-[Serial-Parallel]-Splitting)
- Welchen Einfluss haben z.B. von der Ofentemperatur
abweichende Temperaturen von Detektor- und GC-interfaces auf das gesamte
System (Säulenflüsse, Geschwindigkeiten, Splitverhältnisse)?
- Warum bricht in der Hochtemperaturanalytik (oberhalb von
200 °C), bei isobarem Heliumkopfdruck, der nach Hagen-Poiseuille
berechnete Mitteldruck an Split- oder
backflush-Verbindungsstücken teils signifikant ein? (-->
das scheinbares Leckproblem nervte/irritierte – mit
Stickstoff/Argon/Wasserstoff trat der Effekt nicht auf).
- Vorausberechnung von Kopfdruck-Rampen z.B. ür konstante Lineargeschwindigkeiten, Flüsse oder bestimmte Säulensplitverhältnisse für einfache Serialsysteme oder einfachen Detektorsplit zu erreichen.
Tools die es (so) nicht gibt......??
Mit diversen Beobachtungen und den sich fortlaufend neu aufwerfenden Fragen entstand mit der Zeit das von mir mit BoGaChrom benannte Berechnungstool. Genauer gesagt eine Excel-Arbeitsmappe mit separaten Berechnungsblättern für verschiedene Systemkonfigurationen.
Die so entstandenen, graphisch veranschaulichenden, Berechnungsblätter decken folgende Systeme ab...
- 1-Dimensionale Serienschaltung (1-Ofen-System, z.B. backflush)
- 1-Dimensionale Serie-Parallelschaltung für Detektorsplitting
(1-Ofen-System)
- 2-Dimensionale [Serie-Parallel]-[Serie-Parallelschaltung]
(2-Ofen-System)
...und bieten damit z.B. die Möglichkeit Berechnungen zu GC-FID, GC-MS, GC-GC-FID, GC-GC-MS, [GC-FID]-GC-[FID-MS] durchzuführen. Die Angabe der Detektoren erfolgt hier nur exemplarisch, denn jeder Detektrotyp ist durch Eingabe des Innendrucks (FID=atmosphärendruck, MS=Vakuum) frei definierbar. Dabei sind auch Überdrucksysteme (im begrenztem Umfang) möglich. Somit sind grundlegend Systeme bis zum Typ [GC-Det1]-GC-[Det2-Det3] berechenbar - also auch multidimensionale Gaschromatographie.
Screenshot Arbeitsblatt "BoGaChrom - BF" (Serialsystem-/Backflushsystem)*:
Screenshot Arbeitsblatt "BoGaChrom - Split" (Serial-Parallelsystem bzw. Detektrosplitting)*:
Screenshot Arbeitsblatt "BoGaChrom - Complex" ([Serial-Parallel-]-[Serial-Parallel]-system)*:
Nachfolgend ein Screenshot der grafischen Darstellung der Lineargeschwindigkeitsgradienten der 3 Säulen in einem 2-Ofensystem, wobei die Grafik auch schon die Geschwindigkeit für Säule 1 des ersten Ofens plotted. Die beiden detektorseitigen Säulen sind je einmal mit einem FID und einem MS verbunden, wobei die Interfacelängen und -temperaturen berücksichtigt sind*.
*Die Verwendung der Screenshots ist nur zu eigenen pers. Informationszwecken gestattet. Eine Weiterverbreitung, auch auszugsweise, ist nicht ohne die schriftliche Zustimmung durch Bodo Mysliwietz (Deutschland, Essen a.d.R., siehe Impressum) gestattet.
Interessiert?
Ich bin auf der Suche nach erfahrenen gaschromatographischen Anwendern welche, abweichend vom Einsäulen-GC-System, komplexere Systeme (z.B. wie oben abgebildet) betreiben und BoGaChrom z.B. auf Plausibilität und Bedienungsfreundlichkeit testen möchten. Über ein anschl. Feedback würde ich mich sehr freuen - ist aber für die Nutzung nicht Bedingung.
Voraussetzungen für Interessenten:
- ein PC mit bereits installiertem Microsoft Excel (Dateiformat
.xlsx)
- einen PDF-Reader zum lesen des deutschen Handbuchs (the english
manual is in progress)
- da die Tooloberfläche in
Englisch gehalten ist müssen Begriffe wie z.B. pressure, Column
flow, Linear velocity geläufig sein!
- das Grundverständis das das Tool nicht unter allen erdenklichen Kombinationen in der Praxis von mir getestet ist und keine Garantie für Hardware (GC, PC...) und Präzision der Berechnungen gegeben werden kann.
- Adminstratorrechte zur Ausführung von EXE-Dateien
Funktionsumfang von BoGaChrom:
- Trägergase: H2, He**, Ar, N2
- Berechnung der typischerweise mittleren
Lineargeschwindigkeit (genauer der Lineargeschwindigkeit bei
halber Säulenlänge)
- Berücksichtigung der Interfacelängen
und -temperaturen zw. GC's und zu den Detektoren (frei definierbar)
- freiwählbarer Detektorinnendruck (Vakuum bis 250kPa absolut)
- absoluter Atmosphärendruck zw. 50kPa
und 150kPa (50hPa bis 1500hPa) frei definierbar
- Berechnung der Gasflüsse und Lineargeschwindigkeiten unter
Berücksichtigung der beaufschlagten Mitteldrücke der an der
Verbindungs-/Split-hardware angeschlossenen elektronischen
Druckregler
- Separate Berechnung des statischen Staudrucks
(Equilibrium, back pressure) an den jeweiligen Verbindungs-/Splitelementen zu
Diagnose/Kontrollzwecken
- Berechnung einer "hypothetischen Säulenlänge" in
Abhängigkeit von der Softwarekalkulationsbasis (z.B. MS-Software
oder normale atmosphärenbezogene Software), mit dem Ziel der
zuverlässigen Berechnung des Injektorsplitverhältnisses
- zu jeder Säule existiert ein grafischer
Plot der den Gradienten der Lineargeschwindigkeit entlang der
Säule aufzeichnet. Zus. wird die reale Geschwindigkeit bei 0,5%
und 99,5% Säulenlänge berechnet, die (reale) mittlere
Lineargeschwindigkeit und relative Standardabweichung (RSD) bezogen auf den Mittelwert. Die
Grafiken decken dabei die gesamte Säulenlänge bis in den
Detektor - und bei 2 Dimensionen, für die Verbindungsäule auch
die Teilstücke für den
1. Ofen plus Interface plus 2. Ofen ab
- **Gänzlich abweichend von jeder mir bekannten Software kann
bei der Verwendung von Quarzsäulen (fused Silica) im
Hochtemperaturbereich und Verwendung von Helium als Trägergas,
optional die Wandstärke eingegeben und der Permeationsverlust
entlang der Säule berechnet werden. Dieser Verlust wird auch bei
der Berechnung von Lineargeschwindigkeiten, Mitteldrücken und
Ausgangsflüssen berücksichtig
- für den backflush und den
Detektorsplitteil wird zu einer gegebenen Starttemperatur und
einer Endtemperatur (lineare Temperaturrampe) in 20 Schritten
eine Druckrampe für konstante Lineargeschwindigkeit oder
konstantem Fluss berechnet - oder bei konstantem Druck der
Verlauf von Geschwindigkeit bzw. Fluss (auch wahlweise unter
Berücksichtigung der **He-Permeation)
- das backflush und Splittool enthalten zus. einen
"Flow-Mode-Assistenten" der den nötigen Kopfdruck zu einer
gewünschten Lineargeschwindigkeit oder Fluss berechnet
- die Berechnungstools für
eindimensionalem Detektor und mehrdimensionaler GC berechnen die
Splitverhältnisse wahlweise auch unter Berücksichtigung der
**He-Permeabilität
- Das Tool zur Mehrdimensionalität berücksichtigt 1 Detektor
im 1. GC und 2 Detektoren (gesplittet) im 2. GC. Für alle 3
Detektoren ist der Innendruck (wie oben angegeben) frei
definierbar. Somit können von 0 bis 3 atmosphärische Detektoren
(z.B. FID) oder 0 bis 3 MSD (bzw. beliebige Drücke) berechnet
werden
- im mehrdimensionalem Berechnungstool wird einmal das rel. Splitverhältnis an jedem Teilungsverbinder ("split device") berechnet, zus. auch der Gesamtanteil der injizierten Probenmenge an jedem Detektor ("Total Split") --> z.B. FID1=62,6%; FID2=34,6%; MS=2,8% (gesamt. 100% der injizierten Probe)
Die Arbeitsmappe ist makrofrei realisiert. Allerdings ist die Excel-Datei mit dem Tool von LockXLS in einer EXE-Datei verschlüsselt. D.h. Sie müssen die EXE als Administrator starten können!
Aktueller Release: 17042010_beff vom 29. August 2012
BoGaChrom - download EXE (XLSX-Format)
Handbuch (deutsch) - Manual (German only)
Nach Ablauf der 15-tägigen Testphase kann, per eMail, unter Zusendung des angezeigten Computercodes, ein Aktivierungscode zur Verlängerung angefordert werden (kostenfrei).
Noch Fragen zu / further questions about BoGaChrom?
Bitte wenden Sie sich an folgende eMail-Adresse (please write to):
2016
labortechniker.de
Ansprechpartner/contact person: (Mr.) Bodo Mysliwietz